Die ovarielle Stimulationstherapie zielt darauf ab, die Eizellreifung herbeizuführen oder zu verbessern – mittels Hormonbehandlung bzw. hormoneller Stimulation (s. a. unter Medikamente). Diese erfolgt mit Tabletten oder mit Spritzen, die sich die Frau – nach Anleitung – selbst ins Unterhautfettgewebe injizieren kann. Die Wirkung dieser hormonellen Therapie wird mit Ultraschalluntersuchungen und Hormonbestimmungen im Blut überwacht.
Sie kann eine Schwangerschaft auslösen, noch bevor assistierte Reproduktionstechniken zum Einsatz kommen.
Erste Zyklushälfte (ca. 1.-14. Tag)
Weitere Infos finden Sie unter „Zyklus & Befruchtung“.
Die intrauterine Insemination ist die Einbringung zuvor ausgewählter Spermien des Partners in die Gebärmutterhöhle mittels einer dünnen Kanüle. Sie ist eine einfache und nebenwirkungsarme Therapie. Die Erfolgsaussichten sind begrenzt. Mehrere große internationale Studien zeigen im Gegensatz zu früheren Annahmen, auch bei zusätzlicher ovarieller Stimulation, leider nur sehr eingeschränkte Schwangerschaftsraten – deutlich unter 10 % pro Behandlungszyklus! Wenn keinerlei sonstige Einschränkungen bei beiden Partnern vorliegen, dann ist dieses Verfahren nur bei sehr wenigen Indikationen – Ejakulations- und Erektionsstörungen, bei anatomisch begründetem schwerem Gebärmutterhals-Faktor, bei Verwendung von Spendersamen, etc. – sinnvoll. Grundsätzlich sollten dabei die Patientinnen im Hinblick auf die eingeschränkte Erfolgsrate auch nicht älter als 35 Jahre alt sein und der Kinderwunsch nicht wesentlich länger als ein bis zwei Jahre zurückliegen.
Den Einfluss der Hormone nutzen
Im ersten Schritt der intrauterinen Insemination werden durch kontrollierte Überstimulation mehrere Follikel zur Reifung gebracht. Daraufhin folgt eine Reihe weiterer Schritte.
Heterologe Insemination
Bei völligem Fehlen von Spermien des Partners, z. B. infolge von Krankheit, einer Operation oder Strahlentherapie, kann die intrauterine Insemination auch mit Spendersamen (sog. heterologe Insemination) durchgeführt werden. Gerne beraten wir Sie über diese Möglichkeit.
Mehrere Eizellen gewinnen und befruchten
Für eine intrauterine Insemination müssen mehrere Follikel zur Reifung gebracht werden durch Überstimulation mittels Gabe der Medikamente Clomifen, FSH oder HMG.
Per Ultraschall und Blutuntersuchung
Zu Beginn der Behandlung untersuchen wir per Ultraschall, ob alles in Ordnung ist. Die heranwachsenden Follikel kontrollieren wir während der Stimulationsbehandlung ebenfalls per Ultraschall. Parallel messen wir das Hormon Estradiol (E2) im Blut, eventuell auch LH und Progesteron.
Die Insemination vorbereiten
Sobald die Hormon- und Ultraschalluntersuchungen die entsprechenden Werte erreicht haben, lösen wir den Eisprung durch hCG-Injektion (anstelle des natürlichen LH) aus.
Schnell und keimfrei ins Labor bringen
Entscheidend ist, dass der Samen am Tag der Befruchtung zwei Stunden vor dem Termin der Partnerin keimfrei vorliegt. Er kann auch zu Hause gewonnen werden – muss aber dann sofort in unser Labor gebracht werden. Dort wird das Sperma gereinigt und durch spezielle Aufbereitungsmethoden konzentriert (Gradientenzentrifugation Swim-up-Methode).
Spermienqualität sicherstellen
Wir wählen die optimalen Spermien aus und bereiten die Samenprobe für die Insemination vor.
Spermien in die Gebärmutterhöhle übertragen
Zum Zeitpunkt des Eisprungs übertragen wir die besonders aufbereiteten „gewaschenen“ Spermien des Partners (sog. homologe Insemination) mit Hilfe einer Spritze und eines dünnen Katheters direkt in die Gebärmutterhöhle. Die Insemination wird vor allem bei leicht eingeschränkter männlicher Zeugungsfähigkeit eingesetzt. Gleiches gilt bei Auffälligkeiten im Bereich des Gebärmutterhalses, die ein Aufsteigen der Spermien in die Gebärmutterhöhle stören.
Die In-vitro-Fertilisation bezeichnet die Befruchtung im Reagenzglas (in vitro = im Glas). Dazu werden der Frau befruchtungsfähige Eizellen entnommen, im Labor in eine Nährlösung gegeben und mit den Samenzellen des Partners befruchtet. Die befruchteten Eizellen bzw. Embryonen übertragen wir zurück in die Gebärmutterhöhle.
Seit dem ersten „Retortenbaby“ 1978 wurde diese Art der künstlichen Befruchtung kontinuierlich weiterentwickelt und verfeinert. Die Erfolgschancen auf eine Schwangerschaft sind dadurch deutlich gewachsen.
Mehrere Eizellen gewinnen und befruchten
Durch kontrollierte hormonelle Überstimulation erhöhen wir die Chancen, mehrere Eizellen zu gewinnen, um sie erfolgreich befruchten und ein bis drei Embryonen in die Gebärmutter übertragen zu können. Bewährt hat sich die hormonelle Stimulation mit gentechnisch hergestelltem FSH oder HMG. Um einen vorzeitigen Eisprung zu verhindern, wird die FSH- oder HMG-Stimulation mit einem GnRH-Agonisten oder -Antagonisten kombiniert.
Per Ultraschall und Blutuntersuchung
Während der Stimulationsbehandlung kontrollieren wir die heranwachsenden Follikel per Ultraschall. Parallel messen wir das Hormon Estradiol (E2) im Blut, eventuell auch LH und Progesteron. Auf diese Weise bestimmen wir den günstigsten Zeitpunkt zur Gewinnung der reifen, befruchtungsfähigen Eizellen.
Rechtzeitige Entnahme der Eizellen
Ist der günstigste Zeitpunkt zur Eizellentnahme eingetreten, lösen wir den Eisprung durch hCG-Injektion aus, um die Eizellen nach ca. 36 Stunden aus dem Follikel entnehmen zu können. 40 Stunden später würde die Ovulation eintreten, so dass die Eizellen verloren wären.
Ambulanter Eingriff unter Narkose
Die Punktion der Follikel zur Eizellentnahme erfolgt von der Scheide aus unter Ultraschallsicht. Eine Vollnarkose ist nicht unbedingt erforderlich, gestaltet den Eingriff jedoch deutlich angenehmer. Zudem können dann auch bei schwierigen Punktionsverhältnissen ausreichend Eizellen gewonnen werden. Bei komplikationslosem Verlauf können Sie noch am selben Tag nach Hause gehen.
Schnell und keimfrei ins Labor
Nach der Eizellgewinnung muss der Samen innerhalb von vier Stunden gewonnen werden. Dies kann auch zu Hause geschehen, wenn er anschließend sofort in unser Labor gebracht wird. Dort wird das Sperma gereinigt und durch spezielle Aufbereitungsmethoden konzentriert (Dichtegradientenzentrifugation).
Bei besonders eingeschränkten Spermabefunden können andere Aufbereitungsverfahren sowie das ICSI-Verfahren zum Einsatz kommen.
Bei völligem Fehlen von Spermien des Partners, z. B. infolge Krankheit, einer Operation oder Strahlentherapie, kann die In-vitro-Fertilisation auch mit Spendersamen durchgeführt werden. Gerne beraten wir Sie über diese Möglichkeit.
Vereinigung von Spermien und Eizellen
Nach zwei bis sechs Stunden werden die vorbereiteten beweglichen Spermien zu den Eizellen in die Kulturflüssigkeit gegeben. Bei einer konventionellen In-vitro-Fertilisation sind pro Eizelle 250.000 bewegliche Spermien erforderlich. Meist verbleiben Ei- und Samenzellen ungefähr 24 Stunden bei 37° C im Wärmeschrank. Dann prüfen wir, ob Spermien in die Eizelle eingedrungen sind und es zu einer beginnenden Befruchtung gekommen ist (Imprägnation).
Heranreifung im Wärmeschrank
Wir suchen zwei bis drei imprägnierte Eizellen aus und kultivieren sie noch ein bis zwei Tage im Brutschrank. Überzählige imprägnierte Eizellen können eingefroren und zu einem späteren Zeitpunkt verwendet werden. Während der Inkubation im Wärmeschrank teilen sich die befruchteten Eizellen. Als vier- oder achtzellige Embryonen übertragen wir sie in die Gebärmutter.
Die befruchteten Eizellen entwickeln sich durch Zellteilung zu Embryonen weiter:
Ein Zurückbleiben in dieser Entwicklungsdynamik markiert einen möglichen Defekt des Embryos mit der Unfähigkeit zur weiteren Entwicklung und Einnistung. Nur ca. 30 % der Vorkernstadien erreichen das Blastocysten-Stadium!
Wir ziehen ein bis drei ausgewählte Embryonen in einem dünnen Katheter auf und führen sie in die Gebärmutter ein. Meist übertragen wir 1-2 Eizellen pro Zyklus.
Die Chance: Je jünger die Frau, desto besser
Die natürliche Schwangerschaftsrate liegt altersabhängig bei 20 bis 25 % pro Zyklus. Im Jahr 2018 lag Die Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer bei uns 42,9 % pro Embryo-Transfer bei IVF+ICSI bei der ersten Therapie bei Frauen bis 40 Jahre. Nach bis zu drei Behandlungszyklen sind 76,9 % der Frauen schwanger. Wesentlichen Einfluss auf die Erfolgschance hat das Lebensalter der Frau.
Die Schwangerschafts-rate pro Embryotransfer beträgt bei uns 44,6 % pro Embryo-Transfer bei IVF+ICSI bei der ersten Therapie bei Frauen bis 40 Jahre.
Nach bis zu vier Behandlungszyklen sind 83,5 % der Frauen schwanger. Wesentlichen Einfluss auf die Erfolgschance hat das Lebensalter der Frau.
Überstimulation kann Nebenwirkungen zur Folge haben – aber die sind behandelbar
Wie jeder körperliche Eingriff ist auch die In-vitro-Fertilisation mit Risiken verbunden. Ziel der Hormontherapie ist das Heranreifen mehrerer Eizellen. Trotz sorgfältiger Ultraschall- und Serumhormonkontrolle kann es zu einer Überstimulation kommen. Das sogenannte Überstimulationssyndrom ist mit einer deutlichen Vergrößerung der Eierstöcke, Unterbauchschmerzen sowie relativ hohen Östrogenspiegeln verbunden, die zu einer vermehrten Gefäßdurchlässigkeit und damit zu einem erhöhten Thromboserisiko führen. Diese Symptome sind jedoch gut zu behandeln und bilden sich wieder vollständig zurück. Im Rahmen der Vordiagnostik für eine IVF werden Patientinnen mit einem hohen Risiko für eine Überstimulation erkannt. Durch eine individuell angepasste Stimulation können Überstimulationen weitgehend vermieden werden.
Um die Erfolgschance des IVF-Verfahrens zu erhöhen, werden meist zwei, maximal drei Embryonen übertragen. Damit ist die Mehrlingsrate gegenüber der normalen Mehrlingsrate erhöht: Von 100 Geburten nach ICSI sind 20,01 Prozent Zwillingsgeburten und 0,8 Prozent Drillingsgeburten (Deutsches IVF-Register 2017). Dem steht eine natürliche Häufigkeit von 1,2 Prozent Zwillingsgeburten und 0,013 Prozent Drillingsgeburten gegenüber. Meist werden bei uns nur 1 bis 2 und in wenigen Fällen 3 Embryonen übertragen.
Fehlbildungen beim Kind können für keine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Die Diskussion darüber, ob für Kinder, die nach Einsatz von IVF oder ICSI gezeugt wurden, das Risiko einer Fehlbildung erhöht ist, kann bis heute nicht abgeschlossen werden. Die Zahlen zeigen jedoch, dass das gegenüber natürlich gezeugten Kindern leicht erhöhte Risiko nicht den Methoden zuzuschreiben ist, sondern in erster Linie den genetischen und persönlichen Voraussetzungen der Eltern mit Fruchtbarkeitsstörungen.
Risikoerhöhungen im Prozentbereich können dann auftreten, wenn das Paar zusätzliche individuelle Eigenschaften einbringt wie:
Weitere Informationen finden Sie auch auf www.repromed.de.
Immer wieder werden fruchtbarkeitsteigernde Medikamente mit einem einhergehenden höheren Krebsrisiko in Verbindung gebracht. Dafür gibt es keinerlei Hinweise.
Clomifen – stimuliert die Eizellreifung
Clomifen wird vorwiegend im Vorfeld einfacher Therapieverfahren eingesetzt, z. B. bei ovarieller Stimulation mit oder ohne Insemination. Clomifen führt im Hypothalamus zu einer vermehrten Ausschüttung von GnRH, dem Gonadotropin-Freisetzungshormon. Dieses bewirkt in der Hypophyse einen deutlichen Anstieg von FSH, dem follikelstimulierenden Hormon – und damit zur Stimulation der Eizellreifung im Eierstock.
Das Präparat wird als Tablette eingenommen. In Einzelfällen wird über Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schwindelgefühle und Sehstörungen berichtet. Diese Nebenwirkungen gehen aber meist sofort nach Absetzen des Medikaments zurück. Es kann aber auch dosisabhängig zur Reifung von einer oder auch mehrerer Eizellen kommen – und damit gelegentlich zu Zwillings-, ganz selten zu Drillingsschwangerschaften.
Proteohormone (FSH, LH, HMG, HCG) – stimulieren die Eierstöcke
Follikelstimulierendes Hormon (FSH) ist das wichtigste Hormon bei der Stimulation der Eierstöcke. Es wird in allen Standardprotokollen der In-vitro-Fertilisation eingesetzt. Ergänzend kann in besonderen Fällen das luteinisierende Hormon (LH) erforderlich sein. Beide Hormone werden gentechnisch hergestellt.
HMG ist ein aus Urin gewonnenes, gereinigtes Hormonpräparat, das neben einem Anteil Fremdproteine vor allem eine definierte Menge von FSH enthält. Es wird alternativ zum gentechnisch hergestellten FSH eingesetzt.
HCG ist das sogenannte Schwangerschaftshormon, das ebenfalls in gentechnisch hergestellter sowie in aus Urin gereinigter Form vorliegt. Im Rahmen der Sterilitätsbehandlung wird es wegen seiner Ähnlichkeit zum LH zum Auslösen des Eisprungs verwendet sowie zur Unterstützung der Gelbkörperphase.
Alle Proteohormone werden als Injektion unter die Haut verabreicht – in der Regel durch die Patientinnen selbst.
Progesteron – fördert die Einnistung der Embryonen
Progesteron wird in der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung vom Eierstock gebildet. Es beeinflusst die Bildung der Deziduazellen in der Gebärmutterschleimhaut, welche das Einnisten der Embryonen ermöglichen. Um sicherzustellen, dass in der Gebärmutter genug Progesteron vorhanden ist, werden bei der IVF-Behandlung nach der Eizellentnahme Progesteron-Kapseln oder ein Progesteron-Gel zum Einführen in die Scheide verschrieben. Die Anwendung dieser Medikamente ist bis zum Schwangerschaftstest nach zwei Wochen, und, falls dieser positiv ist, auch darüber hinaus vorgesehen.
Diese Substanzen machen den Zyklus noch besser steuerbar. Dadurch kann der Eisprung auf den Tag genau ausgelöst werden. GnRH-Analoga und GnRH-Antagonisten blockieren die Hypophyse und verhindern so den vorzeitigen Eisprung.
GnRH-Analoga wirken nach zweiwöchiger Vorlaufzeit
Danach startet die externe ovarielle Stimulation durch Gabe von FSH oder HMG. Diese dauert ca. neun bis 14 Tage. Während dieser Zeit nehmen Sie weiterhin GnRH-Analoga ein – als Injektion oder Nasenspray.
GnRH-Antagonisten wirken sofort
Sie werden erst bei laufender Stimulation eingesetzt – bis zum Auslösen des Eisprungs. GnRH-Antagonisten müssen injiziert werden.
Welche der beiden Behandlungsmethoden für Sie die geeignete ist, besprechen wir gemeinsam.
TESE steht für testikuläre Spermien-Extraktion und bezeichnet die Gewinnung von Spermien aus entnommenem Hodengewebe vor einer ICSI-Therapie. Die Operation erfolgt entweder simultan zur Eizellentnahme oder – oftmals besser – bereits im Vorfeld der ICSI-Therapie. Die Gewebeprobe bzw. die gewonnenen Spermien werden eingefroren (Kryokonservierung), um sie bei Bedarf in der Kinderwunsch-Behandlung nutzen zu können.
Was ist die Ursache für spermienarmes Ejakulat?
Diese Frage beantwortet eine feingewebliche Diagnostik (Histologie) der gewonnen Gewebeprobe. Außerdem können dabei Hodenerkrankungen erkannt oder ausgeschlossen werden.
Alle erforderlichen Fachdisziplinen unter einem Dach
Eine solch komplexe Therapie erfordert eine enge Zusammenarbeit von Gynäkologie und Urologie. In vielen Fällen ist es zudem sinnvoll, einen erfahrenen Humangenetiker hinzuzuziehen. Bei uns finden Sie alle Fachdisziplinen unter einem Dach, was einen optimalen Therapieverlauf begünstigt.
Während sich ein Embryo von der Eizelle zur Blastozyste entwickelt, ist er von einer Hülle umgeben – der Zona pellucida. Diese Hülle schützt ihn bis kurz vor Einnistung in die Gebärmutter. Dann kommt es durch spezielle Enzyme und den embryonalen Wachstumsdruck zum Aufbrechen der Zona pellucida und zum Schlüpfen des Embryos.
Embryonen das Schlüpfen erleichtern
Hintergrund der Entwicklung des Assisted Hachting ist die Annahme, dass diese Hülle durch In-vitro-Kultivierung oder Kryokonservierung verhärtet. Es ist die heute sicherste Methode zur partiellen Ausdünnung der Zona pellucida. Allerdings ist ihre klinische Bedeutung aktuell nicht vollständig gesichert.
Je nach Alter der Frau zeigen Eizellen zu 20 bis 70 % genetische Auffälligkeiten. In der Mehrzahl sind diese Eizellen – oder die sich daraus entwickelnde Embryonen – nicht oder nur kurzzeitig entwicklungsfähig. Bei der Polkörper-Diagnostik wird die zur künstlichen Befruchtung entnommene Eizelle untersucht, bevor sie mit dem väterlichen Vorkern verschmolzen wird. Da in den Polkörpern ein identisches Abbild der Chromosomen vorliegt, ist es möglich, eine Fehlverteilung (Aneuploidie) einzelner Chromosomen zu erkennen.
Umstrittener Einsatz
Allerdings ist diese Methode zur Steigerung der Effizienz der In-vitro-Fertilisation umstritten. Auch eine Schädigung der Embryonen oder Eizellen kann nicht ganz ausgeschlossen werden. Die Komplexität dieser Diagnostik und das enge Zeitfenster bedingen unter Umständen die Erhebung falscher positiver bzw. falscher negativer Befunde.
Embryonen dürfen bis zum fünften, sechsten Tag nach Eizellentnahme kultiviert werden, um das Entwicklungspozential des Embryos noch besser erkennen zu können. Da sich hierdurch die Chance auf eine Schwangerschaft erhöht, können weniger Embryonen übertragen werden. Dies reduziert das Risiko einer höhergradigen Mehrlingsschwangerschaft – ohne Minderung der Schwangerschaftswahrscheinlichkeit.
Mittels „time-lapse video morphokinetics“ (s. a. Embryoskop) ist es inzwischen möglich, Embryonen schon während ihrer frühen Entwicklung kontinuierlich zu beobachten.
Dadurch können wir das Potenzial des Embryos noch früher und verlässlicher erkennen, so dass wir ihn auch schon nach drei Tagen in die Gebärmutter übertragen – und mögliche Nachteile einer verlängerten Embryokultur ausschließen können.
Das Embryoskop hat die Schwangerschaftsraten bei extrakorporaler Befruchtung (IVF/ICSI) weltweit erhöht. Dieser Brutschrank ist mit einer mikroskopischen Spezialkamera ausgestattet, die alle 20 Minuten sieben bis acht Bilder von jedem Embryo anfertigt. Anhand dieser Bilder ist es möglich, zelluläre und molekulare Veränderungen fortlaufend und nicht-invasiv zu beobachten.
Die Vorteile:
Bei Brutschränken ohne Spezialkamera wird das Wachstum von Eizellen und Embryonen nur ein Mal am Tag überprüft. So kann man zwar feststellen, ob es zu einer Befruchtung gekommen ist und ob sich die Embryonen zeitgerecht entwickeln. Entwicklungsstörungen bleiben jedoch unentdeckt.
Das Embryoskop dagegen ermöglicht eine deutlich bessere Identifikation des für den Transfer geeigneten Embryos – u. a. mithilfe der Software KidScore d3 von Vitrolife. Dies führt nicht nur zu einer höheren Schwangerschaftsrate als bei normaler Inkubation, sondern reduziert auch die Anzahl der Therapien bis zum Eintritt einer Schwangerschaft. Eine Publikation (Rubio 2014 Fert. Stert.) zeigt dies ebenso wie unsere eigenen Daten. Die Bilder des Embryoskops können wir Ihnen sogar zeigen.
Nochmals verbesserte Embryonen-Beurteilung und -Auswahl durch Nutzung von künstlicher Intelligenz
Um die Chancen auf Eintritt einer Schwangerschaft noch weiter zu erhöhen, sind wir im Begriff (01.2010), eine auf künstlicher Intelligenz basierende Methode zur Beurteilung und Auswahl des für den Transfer geeigneten Embryos zu etablieren. Diese Methode basiert auf einer automatischen Bilderkennung zur Bestimmung der Zellteilungsereignisse, die beim Heranreifen der imprägnierten Eizelle im Embryoskop stattfinden. Die so gewonnen Daten werden von einem hochkomplexen Algorithmus analysiert, der das Potential der Embryonen einzeln berechnet. Da entstandene Schwangerschaftsraten in den Algorithmus einfließen, lernt er ständig dazu und trifft immer bessere Empfehlungen für die Auswahl des in die Gebärmutterhöhle zurück zu übertragenden Embryonen.
Bei Patientinnen mit polyzystischen Ovarien, bei Risiko für ein Überstimulationssyndrom oder bei Tumor-Patienten bietet sich eine In-vitro-Maturation von Eizellen an. Dabei werden unreife Eizellen ohne oder nach kurzfristiger hormoneller Stimulation aus präantralen Follikeln abpunkiert und dann bis zur Ausreifung (Metaphase II) kultiviert. Danach folgt die künstliche Befruchtung (IVF/ICSI) mit anschließendem Embryotransfer.
Hoffnung für Tumor-Patientinnen
Die In-Vitro-Maturation ermöglicht es auch, unreife Eizellen aus eingefrorenem Ovarialgewebe zu isolieren, um sie zu einem späteren Zeitpunkt in Kultur nachreifen zu lassen. Dies ist vor allem für Tumor-Patientinnen von Bedeutung, bei denen das Ovar entfernt wird oder bei denen Chemo-Therapie und Bestrahlung die Keimzellen zerstören.
Noch keine routinierte Anwendung
Das Verfahren ist seit Jahren in klinisch-experimenteller Anwendung. Einige Kinder sind nach IVM schon geboren worden. Es gibt jedoch nach wie vor methodische Schwierigkeiten. Deshalb ist im Augenblick noch nicht damit zu rechnen, dass dieses Verfahren absehbar routinemäßig eingesetzt werden kann.
Bei vorzeitigem Eintritt der Wechseljahre – z. B. durch Entzündungen, bei Ovarial-Endometriose oder auch genetisch bedingt –, sind die Eierstöcke nicht mehr in der Lage, Eizellen zu bilden oder nur solche von deutlich reduzierter Quantität und/oder Qualität.
Eine Eizellspende wäre hier oftmals die einzige Alternative. Jedoch ist sie aus ethischen und auch rechtlichen Bedenken in Deutschland nicht erlaubt (Embryonenschutzgesetz).
Im angefügten Film zeigen wir Ihnen eine befruchtete Eizelle mit einer normal ablaufenden Embryonalentwicklung.
Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion ist eine Zusatzmethode zur IVF-Behandlung. Dabei wird eine Samenzelle direkt in die weibliche Eizelle injiziert. Diese Samenzelle wird aus dem Ejakulat gewonnen – oder operativ aus dem Hoden oder Nebenhoden. Es findet also keine selbständige Befruchtung von Eizelle und Spermium statt.
Die ICSI-Methode ist dann hilfreich, wenn die Spermienbeweglichkeit oder -menge stark eingeschränkt oder die Befruchtung bei einer klassischen IVF-Behandlung ausgeblieben ist. Die Schritte bis zur Eizellgewinnung (Link zu IVF/Behandlungsschritte) sind bei IVF und ICSI identisch.
Die Eizellen werden unter einem speziellen Mikroskop mit einer Haltepipette fixiert. Dann wird ein Spermium in eine dünne Injektionspipette aufgezogen und in die Eizelle injiziert. ICSI (Mikroinjektion) ahmt den natürlichen Vorgang des Eindringens eines Spermiums in die Eizelle nach. Mit Hilfe dieser weltweit etablierten Methode lassen sich etwa 50 bis 70 % der gewonnenen Eizellen befruchten.